Biedermann und die Brandstifter
Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch
Was tun, wenn‘s brennt? Diese Frage stellt sich auch für Herrn Biedermann angesichts der immer neuen, immer dreisteren Brandstiftungen. Dass er schließlich selbst deren Opfer wird, will er so lange nicht wahrhaben, bis es zu spät ist. Von den Drohgebärden der Hausierer Schmitz und Eisenring eingeschüchtert, meint Biedermann sich „anbiedern“ zu müssen. Entgegen aller Warnungen lässt er die beiden Brandstifter in sein Haus, lädt sie zu einem üppigen Gastmahl ein. Der bevorstehenden Katastrophe gegenüber zeigt er sich taub und blind. Biedermann ist Opfer und Helfershelfer zugleich, ein Opportunist bar jeder Zivilcourage, dem es nur darum geht, seine eigene Haut zu retten.
Die Parabel von Max Frisch beschreibt diejenigen, die sich lieber heraushalten, bis sich die Fakten so zugespitzt haben, dass sie nicht mehr aufzuhalten sind, als auch die weltweit agierenden, Lunte legenden Brandstifter, die es von Anfang an darauf anlegen, einen Flächenbrand zu legen. Auch darum hat der Autor dem Stück den beunruhigenden wie warnenden Untertitel „Ein Lehrstück ohne Lehre“ gegeben.
„Theater als moralische Anstalt mit fast unmoralisch amüsanten Mitteln“ nannte die Schweizer Weltwoche diesen zeitlosen, zum Welterfolg gewordenen Klassiker des modernen Theaters, dessen Aktualität wohl nie endet und dessen Titel nicht zuletzt deshalb zum geflügelten Wort wurde.
Mit Einführungsvortrag um 19:00 Uhr im Theatergesprächsraum (Seiteneingang über die Trakehner Straße).
Anmeldung im Kulturbüro erforderlich!
Pressestimmen
„Die Frage, was die Menschen, die ihrem Ursprung nach Moralisten waren, zu Gewalttätern hat werden lassen, führt zu der Frage: Wie schuldig ist unsere Gesellschaft? Nicht als Sympathisanten, sondern als Biedermänner schuldig, durch familiären
und institutionalisierten Unverstand.“
Max Frisch 1977 (gekürztes Zitat aus seiner
Rede auf dem SPD-Parteitag in Hamburg)
„Biedermann …“ ist das berühmteste Stück von Frisch und eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Bühnenwerke
überhaupt.“
Volker Hage
Fotos: © Bernd Boehner / Collage: Angela Wlecke